Heute befassten wir uns mit einem neulichen Bericht in der Presse, dass zwei deutsche Städte das Wort "Schwarzfahren" aus ihrem Sprachgebrauch gestrichen haben, damit es erst gar nicht zu Rassismus-Vorwürfen kommen kann.
Das Argument lautet: Sprache spiegle nicht nur die Weltsicht des Sprechers wider, sondern darüber hinaus lasse sich über "Worte" sogar eine bestimmte Weltsicht konstruieren. Auf diese Weise werden rassistische Vorstellungen genährt und bestätigt, weitergeführt und fließen als subtile Gewalt ins eigene Leben ein. Rassistische Metaphern wie"Schwarzfahren" und"Schwarzsehen","schwarzmalen" und"schwarze Schafe" müssen also aus dem Wortschatz gestrichen werden.
Ein Sprachwissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum wies darauf hin, dass das Wort aus dem Jiddischen kommt und von "shvarts" abgeleitet wird, das wiederum in "Armut" übersetzt werden kann. Mit Rassismus habe der Begriff "Schwarzfahren" gar nichts zu tun.
Ähnlicherweise werden bestimmte Volksgruppen mit anderen Bezeichnungen benannt: Inuit statt Eskimos, Sinti und Roma statt Zigeuner (Travellers hierzulande). Ausländer werden zu Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Zuwanderungsgeschichte umbenannt. Zigeunerschnitzel steht natürlich auch nicht mehr auf der Speisekarte zur Wahl.
Wir Alten kommen aus einer Generation, in der solche Redewendungen gang und gäbe waren, und ein solches Umdenken schwierig wird - nicht dass wir im allgemeinen kein Verständnis für die Betroffenen haben, wenn es tatsächlich um rassistische Beleidigungen geht. Wir meinten, dass wir prinzipiell unsere Sprachverwendung überprüfen sollten und dort, wo wir mit Sprache Menschen verletzen können, alternative Formen wählen.
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